Viele drehen im Dezember die Heizung so hoch, dass die Wohnung wie ein Gewächshaus wirkt. Sie fühlen sich kurzfristig gemütlich — bis Husten, trockene Augen oder Schimmel die Rechnung präsentieren. Als Arzt sehe ich jeden Winter dieselben Fehler, die Gesundheit und Geldbörse belasten. Hier erkläre ich praktisch und ohne Moralapostelei, wie richtiges Heizen aussieht.
Das größte Missverständnis: Mehr Temperatur = mehr Komfort
Der intuitive Zug, Räume konstant warm zu halten, ist selten optimal. Schon eine Reduktion um 1 °C kann den Energieverbrauch um rund 6 % senken — ein Fakt, den Heizkostenabrechnungen schnell bestätigen. Dazu kommt: zu warme, trockene Luft reizt Schleimhäute und fördert Atemwegsbeschwerden.
Gesundheitliche Folgen falschen Heizens
- Trockene Luft (unter 40 % relativer Luftfeuchte) reinigt nicht nur die Atemwege schlechter, sie macht auch anfälliger für Infekte — das sehe ich bei Patienten jede Saison.
- Konstante Wärme plus schlechte Lüftung führen zu Kondenswasser und Schimmelbildung — besonders gefährlich in Schlafzimmern und Ecken hinter Möbeln.
- Extreme Temperatursprünge (Kaltes draußen, sehr warm drinnen) belasten Herz-Kreislauf und können Migräne triggern.

Technik und Effizienz: Was Sie prüfen sollten
Viele Fehler sind banal und behebbbar. Ein paar konkrete Kontrollen helfen sofort:
- Thermostatventile: Stufe 3 entspricht ungefähr 20 °C, Stufe 2 etwa 16 °C. Richtig einstellen, nicht mit Möbeln verdecken.
- Heizkörper entlüften: Lüftende Heizkörper geben schneller Wärme — eine einfache Aktion, oft vergessen.
- Heizkurve der Gas-/Öl- oder Wärmepumpe: Ein zu steiler Verlauf heizt unnötig. Installateure von Vaillant, Viessmann oder Bosch können das anpassen.
- Dämmung und Fenster: Zugluft abdichten und Vorhänge nachts schließen reduziert Verluste deutlich.
Richtig lüften — das unterschätzte Element
Fenster dauerhaft kippen ist ein häufiger Fehler. Effektiver ist Stoßlüften: fünf bis zehn Minuten querlüften, mehrmals täglich. So wird Feuchtigkeit schnell ausgetauscht, ohne die Wände auszukühlen. In Städten mit schlechter Luftqualität (z. B. an stark befahrenen Straßen in Berlin oder München) lieber kurz und kräftig lüften als dauernd kippen.

Konkrete, sofort umsetzbare Regeln
- Wohnzimmer: 20–22 °C. Schlafzimmer: 16–18 °C. Bad: 22–24 °C. Diese Werte sind ein guter Kompromiss zwischen Komfort und Gesundheit.
- Senken Sie nachts die Heizung oder nutzen Sie programmierbare Thermostate — moderne Geräte von Herstellern wie Honeywell oder Tado sparen dort am meisten.
- Feuchte prüfen: ein Hygrometer kostet wenig und zeigt, ob Sie öfter lüften müssen (ideal: 40–60 % Luftfeuchte).
- Möbel nicht direkt vor Heizkörpern platzieren und Gardinen so aufhängen, dass die Wärme in den Raum gelangt.
Ein praktisches Beispiel
Eine Patientin erzählte mir, sie habe konstant 23 °C gehalten, weil ihr Sohn häufig friert. Nach Umstellung auf 20 °C tagsüber, 17 °C nachts, Stoßlüften und einem Hygrometer verschwanden nächtlicher Husten und trockene Augen innerhalb kurzer Zeit — und die Heizkostenabrechnung wurde deutlich freundlicher.
Letzte Tipps aus der Praxis
- Wenn Sie Handwerker brauchen: Fragen Sie gezielt nach Heizkurve, hydraulischem Abgleich und Thermostatoptimierung — das spart oft mehr als Teileaustausch.
- Bei sichtbarem Schimmel sofort handeln: professionelle Sanierung statt temporärer Beseitigung mit Chemie.
- Nutzen Sie lokale Angebote der Stadtwerke für Energiechecks — viele Kommunen in Deutschland (z. B. Stadtwerke München) bieten Beratungen an.
Richtig heizen ist weniger Drama, mehr Gewohnheit und Technikpflege. Als Arzt habe ich es satt, immer dieselben vermeidbaren Gesundheitsprobleme zu sehen — und als Bewohner möchte ich nicht unnötig für Wärme zahlen, die nur an der Wand kondensiert. Probieren Sie die genannten Schritte aus: kleine Änderungen, spürbare Wirkung.
Haben Sie eigene Beobachtungen oder Fragen zu Ihrer Wohnung? Schreiben Sie in die Kommentare — ich antworte gern mit konkreten Tipps.









