Fensterputzen im Winter klingt wie ein Widerspruch — und oft endet es in Streifen oder mit einer dünnen Eisschicht. Dabei lässt sich sauberer Durchblick auch bei Minusgraden erreichen, wenn man ein paar einfache Regeln befolgt. Ich putze Fenster in Berliner Altbauten und modernen Passivhäusern und habe gelernt: Temperatur, Lösung und Technik entscheiden mehr als teure Mittel.
Warum Glas bei Frost anders reagiert
Kalte Luft beschleunigt das Verdunsten von Wasser und sorgt dafür, dass Reinigungsmittel schneller filmartig eintrocknen. Mineralien im Wasser und Rückstände aus Putzmitteln frieren oder bilden matte Schlieren. Außerdem können sehr heiße oder aggressive Reiniger Beschichtungen (z. B. Wärmeschutzverglasung) angreifen — das merkt man oft erst Monate später.
Wann lohnt es sich, überhaupt zu putzen?
- Optimal: Tageszeit mit der höchsten Außentemperatur — oft um die Mittagszeit.
- Temperatur-Faustregel: Liegt die Luft über etwa 0 °C, sind die Erfolgschancen deutlich höher.
- Unter 0 °C können Sie trotzdem putzen — wenn Sie mit einem Frostschutzmittel arbeiten und schnell trocknen.
- Außenreinigung bei starkem Frost nur mit Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen oder einen Profi beauftragen (Leiter, Dach, Gefahren).

Was Sie brauchen: Die richtige Ausrüstung
- Gummisauger (Squeegee) mit 25–35 cm Blatt
- Mikrofaserlappen und fusselfreie Tücher
- Ein Eimer mit warmem Wasser (30–40 °C) — nicht kochend
- Destilliertes Wasser oder entkalktes Wasser zur Vermeidung von Kalkstreifen
- Frostschutzlösung: Isopropylalkohol (70 %) oder handelsüblicher Scheibenfrostschutz
- Weiche Bürste für Rahmen und Bürstchen für Silikonfugen
Schritt-für-Schritt: Fenster putzen bei Minusgraden
Arbeiten Sie zügig, aber sorgfältig. Ein guter Ablauf verhindert Nacharbeiten und neue Streifen.
- Schnee und Eis zuerst grob entfernen — mit der Hand oder weichem Besen. So vermeiden Sie Kratzer.
- Rahmen und Dichtungen mit Bürste sauber machen. Gefrorene Dichtungen vorher leicht anwärmen (Hand, kein Feuer!).
- Mischung vorbereiten: 3 Teile warmes Wasser, 1 Teil Isopropylalkohol + ein Tropfen Spülmittel. Alternativ Scheibenfrostschutz nach Anleitung verwenden.
- Mit einem Mikrofasertuch grob einseifen, Schmutz lösen. Dann mit Squeegee von oben nach unten abziehen. Klinge nach jedem Zug abwischen.
- Ränder mit einem trockenen fusselfreien Tuch nachreiben, um Nachtröpfchen zu entfernen.
- Innen langsam arbeiten — hier genügt warmes Wasser und wenig Spülmittel. Innen ist die Temperatur oft höher, daher weniger Frostprobleme.
Fehler, die Streifen garantieren
- Zu viel Reinigungsmittel: Rückstände trocknen und streifen.
- Heißes Wasser direkt aufs kalte Glas: Risiko für Spannungsrisse bei sehr alten Rahmen.
- Arbeiten in praller Sonne: Schnelles Verdunsten erzeugt Flecken.
- Billige Lappen mit Fusseln benutzen — lieber in OBI, Bauhaus oder Hornbach in bessere Microfasertücher investieren.

Praktische Zusatztipps aus der Praxis
Wenn Sie in München oder Hamburg wohnen: Nutzen Sie die milderen Mittagsstunden nach trockenem Schneefall. In Berlin, wo es oft trocken und windig ist, hilft ein Schuss Isopropyl wirklich gegen schnelles Einfrieren. Für sehr hohe Fenster lohnt sich ein Profi — die Fensterglastechnik für Hochhäuser hat eigene Methoden und Profi-Antifreeze.
Wussten Sie übrigens, dass destilliertes Wasser den Unterschied macht? Das „Wow“-Ergebnis kommt nicht von teuren Sprays, sondern vom richtigen Wasser — keine Kalkränder mehr.
Fazit
Fensterputzen im Frost ist kein Mythos, sondern eine Frage der richtigen Vorbereitung: Temperatur, Lösung und Technik. Setzen Sie auf warmes, entkalktes Wasser mit einem geeigneten Frostschutz und arbeiten Sie zügig mit Squeegee und Mikrofasertuch. Und wenn es gefährlich wird, lieber Profis ranlassen.
Haben Sie eigene Tricks gegen Streifen im Winter? Teilen Sie Ihre Erfahrung in den Kommentaren — ich freue mich auf Ihre besten Hacks und regionalen Tipps!









