Es gibt kaum etwas Befriedigenderes, als im Januar an einem kalten Morgen frischen Schnittlauch ins Rührei zu schneiden. Trotzdem verkommen viele Fensterbänke im Winter zur Staubablage. Mit ein paar realistischen Tricks – nicht mit Instagram-Perfektion – können Sie jedoch konstant frische Kräuter ernten, auch wenn draußen Minusgrade herrschen.
Welche Kräuter lohnen sich wirklich?
Nicht alle Kräuter sind gleich hart im Nehmen. Setzen Sie auf robuste Sorten, wenn Sie keine Profi-Growbox haben:
- Schnittlauch – nahezu narrensicher, ideal für Anfänger
- Petersilie (glatt und kraus) – wächst langsam, aber verlässlich
- Minze – braucht Platz, breitet sich kräftig aus
- Thymian und Oregano – mediterrane Dünenbewohner, mögen’s eher trocken
- Basilikum – schmeckt hervorragend, verlangt aber mehr Licht und Wärme
Licht, Temperatur und Standort: die drei wichtigsten Regeln
Fenster nach Süden oder Westen sind Gold wert. Bei Nordfenstern brauchen Sie zusätzliche Beleuchtung. Ich empfehle eine einfache LED-Pflanzenlampe (bei Hornbach, Bauhaus oder Ikea finden Sie praktische Modelle), die 12–14 Stunden Licht liefert.
Temperatur: Tagsüber 18–22 °C, nachts 12–16 °C. Vermeiden Sie zugige Fenster oder direkte Heizkörperhitze – beides stresst die Pflanzen. Ein Thermometer auf der Fensterbank ist ein kleines, sinnvolles Gadget.

Substrat, Töpfe und Gießen – pragmatisch, nicht perfekt
Gutes Substrat ist halbe Miete. Nutzen Sie eine lockere Kräuter- oder Aussaaterde, mischen Sie etwas Perlite für bessere Drainage. Wichtiger als teure Erde ist: Töpfe mit Abflussloch und Untersetzer.
- Gießen: weniger ist oft mehr. Im Winter reduziert sich der Wasserbedarf – einmal pro Woche prüfen, Fingerprobe machen.
- Düngen: schwach dosiert alle 4–6 Wochen mit Flüssigdünger für Küchenkräuter.
- Umtopfen: jedes zweite Jahr oder wenn die Wurzeln aus dem Topfboden lugen.
Pflege, Schneiden, Ertrag steigern
Regelmäßiger Schnitt fördert buschiges Wachstum. Schneiden Sie nie mehr als ein Drittel der Pflanze auf einmal. Bei Schnittlauch schneiden Sie außen, so wächst innen nach.
Rotieren Sie die Töpfe alle paar Tage um die eigene Achse, damit alle Seiten genug Licht bekommen. Bei Minze empfiehlt sich ein größerer Topf – die Wurzeln mögen Raum.
Häufige Probleme und schnelle Lösungen
- Gelbe Blätter: oft zu nass oder zu wenig Licht – weniger gießen, mehr Licht.
- Schimmel im Topf: Oberste Erde abnehmen, Topf besser durchlüften, kleinere Gießintervalle.
- Schädlinge (Spinnmilben, Trauermücken): Gelbtafeln gegen Trauermücken, bei Spinnmilben Wassernebel und gelegentlich insektizide Seife.
- Verlängertes Lichtexperiment: Wenn die Kräuter spindeldürr werden, LED-Licht näher ran, aber Hitze vermeiden.

Praktischer Wochenplan für Ihre Fensterbank
Ein kleiner Rhythmus hilft: Montag Wasserprobe, Mittwoch einmal drehen, Samstag Schnitt & Ernte, letzter Tag im Monat Düngen. So entsteht Routine, ohne dass Sie zum Gärtner-Profi werden müssen.
Wo kaufen Sie Pflanzen und Zubehör?
Für schnelle Jungpflanzen gehen viele von uns zu Edeka oder REWE – günstige Kräutertöpfchen für die Fensterbank. Töpfe, Erde und Lampen gibt’s bei Bauhaus, Hornbach oder Ikea. Regionalen Samen und Spezialitäten finden Sie auf Märkten in Berlin, München oder Hamburg – die Pflanzen sind oft robuster.
Mein Fazit — ohne Schnickschnack
Frische Kräuter im Winter sind keine Hexerei, sondern Kontrolle über Licht, Wasser und Umgebung. Sie brauchen keine Hightech-Ausrüstung, nur ein bisschen Planung und realistische Erwartungen. Ich habe genug perfekt gestylte Beiträge gesehen; glauben Sie mir, ein bisschen Dreck auf der Fensterbank ist ein gutes Zeichen.
Haben Sie ein Lieblingskraut, das bei Ihnen im Winter besonders gut gedeiht? Teilen Sie es unten oder speichern Sie den Text für Ihre nächste Kräuterbastelei.









