Im Winter sterben keine Pflanzen, weil sie frieren — meist bringen wir sie selbst um, und zwar mit dem Wasserhahn. Viele Hobbygärtner gießen nach Gefühl weiter wie im Sommer. Das Resultat: nasse Wurzeln, Schimmel und braune Blätter, obwohl die Oberfläche trocken aussieht.
Der Fehler, den fast alle machen
Der häufigste Fehler ist nicht, zu wenig, sondern zu oft zu gießen. Sie behalten Ihre Sommer-Routine bei, weil die Pflanzen „hinten“ noch lebendig aussehen. Dabei verändert sich im Winter die gesamte Wasserbilanz: weniger Licht, niedrigere Verdunstung, kältere Substrate — und damit deutlich geringerer Wasserbedarf.
Warum das so gefährlich ist
Wurzeln brauchen Sauerstoff. Stehendes Wasser verdrängt die Luft im Boden, Bakterien und Pilze bekommen Oberhand, die Wurzeln faulen. Typische Symptome:
- Gelbe, schlaffe Blätter
- Faule, weiche Wurzelballen
- Muffiger Geruch aus dem Topf oder Schimmel auf der Erde
Hinzu kommt: In beheizten Wohnungen trocknet die Oberfläche schneller, während im Inneren des Substrats noch Feuchte sitzt. Wer nur die oberen 1–2 cm prüft, täuscht sich schnell.

Wie Sie wirklich prüfen, ob gegossen werden muss
Verlassen Sie sich nicht auf die Optik. Machen Sie lieber einfache Kontrollen, die funktionieren:
- Fingerprobe: 3–5 cm in die Erde stecken — fühlt es sich kühl und feucht an, nicht gießen.
- Gewichtstest: Topf anheben — schwer = feucht, leicht = trocken.
- Holzspieß oder Schaschlikspieß: einstechen, trocknen lassen und ansehen.
- Feuchtigkeitsmesser: ein günstiges Modell von Obi oder Hornbach hilft, besonders bei empfindlichen Exemplaren.
Sofortmaßnahmen bei Staunässe
Wenn Sie merken, dass der Topf zu nass ist, handeln Sie zügig:
- Staunässe entfernen: überschüssiges Wasser aus dem Untersetzer kippen.
- Topfzeitweise an einen warmen, luftigen Ort stellen, aber nicht in direkte Sonne.
- Bei starkem Modergeruch: Umtopfen in frische, lockere Erde; alte Erde abschütteln und faule Wurzeln sauber schneiden.

Praktische Gießpläne — je Pflanze
Es gibt keine Einheitsregel, aber Orientierung hilft:
- Sukkulenten und Kakteen: sehr selten gießen, oft nur einmal im Monat oder weniger.
- Tropische Blattpflanzen (Monstera, Geigenfeige, Calathea): alle 2–3 Wochen prüfen, eher weniger gießen als im Sommer.
- Orchideen: von unten wässern, lassen, abtropfen — besser seltener, dafür gründlicher.
- Zimmerpflanzen an kalten Fensterbänken: weniger gießen, weil den Wurzeln Kälteschock droht.
Weitere Tipps aus der Praxis
- Verwenden Sie gut drainierende Erde (Torffrei-Optionen sind in Deutschland üblich): Seramis oder Kokosfaser mischen, um Staunässe zu vermeiden.
- Pots mit Abflusslöchern sind Pflicht — dekorative Übertöpfe nur mit Untersetzer verwenden und regelmäßig kontrollieren.
- Heizungsluft low-and-slow: Statt mehr Wasser lieber einen Luftbefeuchter einsetzen, besonders bei Palmen und Calatheas.
- Topfen Sie im Winter nur, wenn es unbedingt nötig ist — Spring ist die bessere Zeit.
Warum es sich lohnt, einen Schritt langsamer zu machen
Ich habe in meiner Zeit als Pflanzenfan und -verkäufer in Berlin unzählige Exemplare gesehen, die durch „zu viel Liebe“ ruiniert wurden. Gießen zu stoppen, wenn es nicht nötig ist, rettet mehr Pflanzen als alle Düngergaben zusammen. Ehrlich: Weniger ist oft besser.
Wenn Sie eines mitnehmen: Prüfen Sie, nicht interpretieren Sie. Ein kurzer Test mit dem Finger spart teures Umtopfen und Nerven.
Haben Sie Erfahrungen mit Überwässerung oder ein besonderes Rettungsmanöver? Schreiben Sie es in die Kommentare oder speichern Sie den Artikel — Ihre Pflanzen werden es Ihnen danken.









