Im Dezember geht bei den meisten Zimmerpflanzen plötzlich etwas schief — die Blätter hängen, die Erde riecht muffig, und man beginnt fieberhaft zu gießen. Die vermeintliche Lösung, die fast alle greifen: mehr Wasser. Das ist genau der Fehler. Ich arbeite seit Jahren mit Pflanzen für Wohnreportagen und Shops in Berlin, und das Szenario kenne ich zu gut.
Warum im Dezember weniger oft nicht gleich schlechter heißt
Durch kurze Tage und niedrigere Temperaturen verlangsamt sich der Stoffwechsel der Pflanzen. Viele Arten, vor allem tropische Grünpflanzen und Palmen, treten in eine Art Ruhephase. Das bedeutet: sie nehmen deutlich weniger Wasser auf — oft 30–50 % weniger als im Sommer. Gießen Sie trotzdem wie im August, landet das Wasser in der Wurzelzone, nicht in der Pflanze.
Die häufigsten Folgen von Überwässern
- Wurzelfäule durch stehende Nässe
- Gelbe, schlaffe Blätter trotz feuchter Erde
- Schimmel auf der Substratoberfläche
- Schädlinge wie Trauermücken, die feuchte Erde lieben

Praktische Prüfmethoden: So erkennen Sie, ob die Pflanze wirklich Wasser braucht
Bevor Sie zur Gießkanne greifen, machen Sie diese schnellen Checks:
- Fingertest: 2–3 cm in die Erde stechen — wenn trocken, gießen; wenn feucht, warten.
- Topfgewicht: Trockener Topf ist deutlich leichter — das ist ein guter Indikator.
- Licht- und Temperaturcheck: Bei Heizkörpernähe trocknet die Oberfläche schnell, aber der Wurzelballen bleibt nass. Besser die Luftfeuchte messen.
- Feuchtigkeitsmesser aus dem Baumarkt (OBI, Hornbach) kaufen — kostet wenig und spart Ärger.
Konkrete Gieß-Routinen für Dezember
Sie können das nicht pauschal für alle Pflanzen regeln, aber als Orientierung:
- Sukkulenten/Kakteen: Gießen 1× im Monat oder noch seltener.
- Tropische Blattpflanzen (Monstera, Ficus, Calathea): langsam alle 2–3 Wochen, nur bei wirklich trockenem Substrat.
- Orchideen: erst gießen, wenn das Substrat fast trocken ist — Fingerprobe ist entscheidend.
Was sonst noch zu beachten ist — Licht, Luftfeuchte, Wärme
Gießen ist nur ein Teil. Im Dezember sind Lichtmangel und trockene Heizluft die heimlichen Übeltäter. Stellen Sie Pflanzen näher ans Fenster (Süd- oder Westseite), aber vermeiden Sie kalte Zugluft und alte Einfachverglasung, die nachts stark abkühlt. Eine kleine LED-Pflanzenlampe aus dem Baumarkt bringt oft viel — insbesondere in nördlichen Wohnungen.

Erhöhen Sie die Luftfeuchte durch Gruppieren der Pflanzen, einen Kieselstein-Tablett mit Wasser oder einen kleinen Luftbefeuchter. In meinem Berliner Kiez verwende ich gern einfache Lösungen statt teurer Geräte: feuchte Handtücher über Heizkörper oder eine Schale mit Wasser reichen oft.
Pflanzen retten: Schritt-für-Schritt, wenn Überwässerung bereits da ist
- Topf ausleeren und Wurzeln kontrollieren — braune, matschige Wurzeln wegschneiden.
- Alte, feuchte Erde entfernen, frisches, lockeres Substrat einfüllen.
- Pflanze an einen hellen, nicht zu warmen Ort stellen, nicht düngen für mindestens 6–8 Wochen.
- Bei Schimmel Oberfläche abkratzen und Luftfeuchte leicht erhöhen — aber nicht wieder übergießen.
Mein Tipp aus der Praxis
Markieren Sie Ihre Gießtermine im Kalender — aber nicht nach Tagen, sondern nach Tatsachen: „Gießen wenn 2 cm trocken“. Ich habe so viele Pflanzen gerettet, weil ich aufgehört habe, nach Datum, und begann, nach Bedarf zu gießen. Kaufen Sie einen billigen Feuchtigkeitsmesser und eine kleine LED-Lampe — das ist die beste Dezember-Investition, die ich kenne.
Haben Sie eine Pflanze, die im Dezember immer schwächelt? Probieren Sie die Fingerprobe diese Woche und berichten Sie in den Kommentaren, was Sie gefunden haben — ich antworte gern mit konkreten Schritten.









