Im Winter scheint die Versuchung groß: ein bisschen extra Gießen, damit die Pflanzen nicht „verdursten“. Ironischerweise ist genau das oft der Beginn von Problemen. Drei Tage ohne Gießen können vielen Zimmerpflanzen helfen, durch die kalte Jahreszeit zu kommen — wenn Sie es richtig machen.
Was passiert mit Pflanzen im Winter?
Pflanzen verlangsamen ihre Stoffwechselprozesse bei niedrigerem Licht und kühleren Temperaturen. Verdunstung sinkt, die Wurzeln nehmen weniger Wasser auf. Bleibt die Erde trotzdem dauerhaft nass, drohen Wurzelfäule und Pilzbefall — typische Probleme in schlecht belüfteten Altbau-Wohnungen oder hinter dicken Vorhängen in der Berliner Kiez-Idylle.
Warum genau drei Tage?
Drei Tage sind kein esoterisches Ritual, sondern eine pragmatische Faustregel. Dieser Zeitraum reicht meist aus, um überschüssige Oberflächenfeuchte abklingen zu lassen und den Boden leicht anzutrocknen, ohne dass die Pflanze echten Trockenstress bekommt. Kurz: Sie reduzieren stehende Nässe und geben der Erde etwas Luft — ein kleines Sauerstoff-Upgrade für die Wurzeln.

Für welche Pflanzen ist der Trick geeignet?
- Monstera, Ficus, Philodendron: vertragen seltenere Wassergaben im Winter gut.
- Sukkulenten und Kakteen: brauchen ohnehin wenig Wasser — hier verlängern Sie Ruhephasen gern länger.
- Nicht geeignet: frisch gekeimte Pflanzen, Blattlinge oder Arten mit sehr feuchtigkeitsbedürftigen Wurzeln (z. B. einige Farne).
Wie Sie die 3-Tage-Pause richtig umsetzen — praktische Schritte
- Prüfen Sie die Erde: Fingerprobe oder Feuchtigkeitsmesser. Fingerprobe bis zum zweiten Gelenk; wenn die Erde kühl und feucht bleibt, nicht gießen.
- Blumentöpfe mit Abtropfschale kontrollieren: Wasser in der Schale abgießen — stehende Nässe ist Gift.
- Stellen Sie Pflanzen nicht direkt auf kalte Fensterbänke, wenn Luftzug oder sehr niedrige Temperaturen drohen. Ein kleiner Abstand zur Scheibe hilft.
- Bei Bedarf Tageslichtlampen kurz erhöhen — mehr Licht bedeutet, dass die Pflanze wieder etwas mehr Wasser braucht.
- Nutzen Sie gut drainierende Erde und Töpfe mit Abflusslöchern; OBI, Dehner oder IKEA haben saisonal passende Substrate.
Was Sie vermeiden sollten
Gießen nach Uhrplan ohne Kontrolle. Warme Räume mit Heizkörpern in der Nähe können die Erde schnell austrocknen — dann ist eine 3-Tage-Pause nicht genug. Und: Zu tiefe Substrate in großen Töpfen trocknen langsamer; dort können Sie das Intervall anpassen.

Ein kurzes Praxisbeispiel aus meinem Kiez
In meiner Altbauwohnung in Kreuzberg standen im letzten Winter mehrere Ficus und Calathea zu nah an der Heizung. Ergebnis: gelbe Blätter trotz regelmäßigen Gießens. Die Umstellung auf drainierte Erde, Abflussschalen regelmäßig leeren und gezielte 3-Tage-Pausen nach der Fingerprobe haben die Pflanzen innerhalb Wochen stabilisiert. Keine dramatischen Rettungsaktionen nötig — nur weniger Wasser und mehr Beobachtung.
Woran Sie Notfälle erkennen
- Weiche, dunkle Wurzeln beim Umtopfen → Wurzelfäule.
- Plötzlich vergilbte Blätter mit matschiger Basis → zu viel Wasser.
- Braune, vertrocknete Blattspitzen bei lebhaftem, brüchigem Substrat → zu trocken, Gießintervall anpassen.
Die Devise ist simpel: weniger Panik, mehr Beobachtung. Drei Tage ohne Wasser sind kein Dogma, sondern ein Werkzeug im Werkzeugkasten fürs Pflanzen-Management im Winter. Probieren Sie es aus — aber prüfen Sie vorher die Erde.
Haben Sie eigene Wintertricks oder eine dramatische Rettungsgeschichte? Teilen Sie sie in den Kommentaren oder merken Sie sich den Artikel für die nächste Gieß-Debatte mit Ihren Pflanzenfreunden.









