Dein Nachbar mäht schon wieder den Rasen – aber das ist eine schlechte Idee. Ich habe bemerkt, dass kurz geschnittener Rasen im Winter deutlich mehr Ausfälle, Moos und kahle Stellen zeigt. Wenn Du diesen Herbst jetzt falsch handelst, siehst Du den Schaden erst im Frühling. Lies weiter, damit Deine Grünfläche den Winter wie eine Daunenjacke übersteht.
Warum das Kürzen jetzt schadet
Viele übersehen, dass Rasen nicht nur Gras, sondern ein lebender Teppich mit Wurzeln, Insekten und Pilzen ist. Kürzen reduziert die Reserven der Pflanze und macht sie verwundbar.
- Weniger Energie fürs Überwintern: Kurz geschnittene Halme speichern weniger Zucker – die Wurzeln überstehen Frost schlechter.
- Mehr Frostschäden: Eine kürzere Halmlage schützt den Erdboden schlechter gegen Frost und Austrocknung bei Wind.
- Kranke Halme bekommen die Oberhand: Pilzkrankheiten wie Schneeschimmel breiten sich leichter aus, weil das Gras dichter und empfindlicher wird.
- Lebensraumverlust: Nützlinge, Regenwürmer und Kleintiere nutzen längere Halme als Unterschlupf.
Das passiert unter der Grasnarbe
In meiner Praxis mit Testflächen in verschiedenen Gärten in Berlin und München habe ich gesehen, wie schnell sich ein kurz gemähter Rasen im Winter „abschaltet“: weniger Wurzelwachstum, weniger Mikroorganismen, mehr Erosion bei Regen.
Der Herbst-Check: Wann Du wirklich mähen solltest
Das Wachstum hört nicht schlagartig auf; es verlangsamt sich. In Deutschland beginnt die Rasenruhe meist ab Mitte/Ende Oktober – abhängig vom Bundesland und Jahr.

- Bei milden Herbsttagen (10–15 °C) kann Rasen noch wachsen – hebe das Mähintervall an.
- Wenn Bodenfrost droht, ist es Zeit für das letzte Mähen – aber nicht kurz.
- Stadtgärten in Hamburg oder Köln brauchen oft früheres Eingreifen wegen Wind und Salzbelastung an Straßenrändern.
Der praktische Herbst-Hack: Dein 4-Schritte-Plan
Hier ist eine konkrete, leicht umsetzbare Anleitung, die ich in meinem Garten getestet habe und die in deutschen Gärten gut funktioniert.
- Schritt 1 – Letzter Schnitt: Stelle die Mähhöhe auf 4–6 cm ein. Das ist kein Faulenzen, das ist Vorsorge.
- Schritt 2 – Mulchen statt Auffangen: Verwende den Mulch-Modus oder Häcksle Schnittgut fein – das füttert Boden und spart die Fahrt zum Wertstoffhof.
- Schritt 3 – Aerifizieren: Steche im Oktober mit einer Grabgabel oder Handlüfter in Abständen Löcher (10–15 cm), damit Regen besser versickert.
- Schritt 4 – Schwaches Düngen: Ein kaliumbetonter Herbstdünger (erhältlich bei OBI, Hornbach, Bauhaus) stärkt die Zellwände – kleiner Streuer, 20–30 g/m².
Feine Tipps, die kaum jemand kennt
- Laub nicht komplett entfernen: Eine dünne Laubschicht ist wie eine Decke. Zu viel Laub aber erstickt das Gras – entferne dicke Lagen.
- Kein extremes Kurzmähen vor der Regenperiode: Das erhöht Erosion, besonders auf sandigen Böden wie in Teilen Brandenburgs.
- Rasenfilz reduzieren: Wenn sich Filz bildet, ziehe im Frühherbst mit einem Vertikutierer einmal quer – aber nicht bei sehr nassen Böden.
Ich habe beobachtet, dass Flächen, die diesen Plan befolgten, im April deutlich grüner waren als Nachbars Kurzrasen – weniger Kahlstellen, weniger Moos.
Aber es gibt einen Haken: Wann Du doch schneiden musst
Nicht jede Ausnahme ist selten. Manche Situationen zwingen zum Kürzen.

- Wenn Unkraut oder Löwenzahn das Rasenbild dominiert – gezieltes Mähen und Nachsaat kann helfen.
- Wenn die Gemeinde oder die Wohnungsgenossenschaft Gehwegflächen fordert – Bürgersteige müssen frei sein.
- Wenn Dein Rasen wirklich zu hoch wird und matschig wird: Kürzen und dann schnell mulchen, um Schimmel zu vermeiden.
Ein kleiner Vergleich: Rasen wie eine Daunenjacke
Stell Dir vor, Dein Rasen ist eine Daunenjacke. Kurz schneiden ist, als würdest Du die Daunen herauszupfen – im Winter frierst Du. Lass die Halme stehen, sie isolieren die Erde und schützen die Wurzeln.
Kurzer Sicherheitscheck vor dem Winter
- Letzter Schnitt: 4–6 cm
- Mulchen: Schnittgut fein verteilen
- Aerifizieren: kleine Löcher für Wasser und Luft
- Leicht düngen: kaliumbetonter Dünger, kein Stickstoff-Boost
- Laubmanagement: dünne Schicht liegenlassen, dicke Haufen häckseln oder für die Bio-Tonne vorbereiten
Bei mir im Garten kostet ein Sack Herbstdünger beim Baumarkt 5–10 € – eine kleine Investition für weniger Frust im Frühling.
Fazit: Ein längerer Herbstrasen spart Dir Zeit, Geld und Nerven im Frühjahr. Du gibst der Natur eine Schutzschicht zurück, die sich wirklich auszahlt.
Und jetzt Du: Hast Du diesen Herbst schon die Mähhöhe verändert – oder bist Du Team „kurz und sauber“? Schreib Deine Erfahrung unten, ich bin neugierig auf Deine Geschichte.









