Wenn Sie in die Küchenschublade greifen, stehen oft zwei Lager bereit: die Flasche mit Essig und die mit Chlorbleiche. Beide „putzen“, aber tun sie das Gleiche — und was ist dabei wirklich sicher? Nach zehn Jahren, in denen ich Putzmittel, Hausmittel und ihre Grenzen getestet habe, sage ich: Sauber ist nicht gleich sauber. Es kommt auf Oberfläche, Verschmutzung und Ziel (Reinigen vs. Desinfizieren) an.
Grundsatz: Reinigung versus Desinfektion
Erst das Verständnis: Reinigen entfernt Schmutz, Fett und sichtbare Rückstände. Desinfektion reduziert Keime. Essig kann gut reinigen — vor allem Kalk und leichte Ablagerungen. Chlor ist ein Desinfektionsmittel und tötet viele Bakterien und Viren. Für hygienische Sicherheit in der Küche brauchen Sie oft beides, aber nicht zwangsläufig beide in einem Schritt.
Wann Chlor wirklich nötig ist
- Bei rohem Fleisch und Geflügel: Oberflächen, die mit rohem Fleisch in Kontakt kamen, sollten desinfiziert werden — besonders wenn Blut oder Fleischsäfte sichtbar sind.
- Bei Krankheit im Haushalt: Wenn jemand mit ansteckender Gastroenteritis oder Grippe erkrankt ist, reduziert Chlor das Infektionsrisiko.
- Hartnäckige Verfärbungen und Schimmel in Silikonfugen oder Abflussbereichen: Chlor kann Schimmelsporen zerstören.
Praxis-Tipp: Für allgemeine Flächendesinfektion wird oft eine Lösung mit ca. 0,1% Natriumhypochlorit empfohlen. Das entspricht bei 5% Haushaltsbleiche ungefähr 20 ml Bleiche auf 1 Liter Wasser (1:50). Für stärker kontaminierte Flächen oder Blut wird eine höhere Konzentration verlangt — dann gilt Vorsicht!

Wo Essig die bessere Wahl ist
- Kalkflecken an Wasserhähnen, Espressomaschinen und Wasserkochern: Essig löst Mineralablagerungen.
- Glas, Fenster und manche Edelstahlflächen: Essig entfernt Wasserflecken ohne Schlieren, wenn er verdünnt verwendet wird.
- Schonende Reinigung von Dichtungen, Gummiteilen und Holzarbeitsplatten: Hier ist Chlor oft zu aggressiv.
Wichtig: Hausüblicher Tafelessig (ca. 5% Essigsäure) ist kein verlässliches Desinfektionsmittel gegen viele Krankheitserreger. Bei planbarer Desinfektion sollten Sie nicht auf Essig vertrauen.
Was Sie niemals tun dürfen
- Nie Essig und Chlor mischen — die Reaktion setzt giftiges Chlorgas frei.
- Nie Chlor mit Ammoniak oder anderen Reinigern kombinieren.
- Keine sauren Reiniger auf Naturstein (Marmor, Granit), Silestone oder einigen versiegelten Oberflächen anwenden — sie ätzen die Oberfläche an.
Praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen
Kurze Routinen für typische Aufgaben:

- Schnelle Oberflächenreinigung: Warmes Seifenwasser, Mikrofasertuch, nach Bedarf mit 70% Alkohol kurz abwischen (geeignet für glatte, wasserfeste Flächen).
- Nach Rohfleich-Kontakt: Erst reinigen (Seifenwasser), dann bei Bedarf mit Chlorlösung 0,1% desinfizieren — 1 Minute feucht halten, danach trocknen lassen.
- Entkalken des Wasserkochers oder Kaffeesatzbehälters: 1:1 Essig-Wasser aufkochen, einwirken lassen, gründlich ausspülen.
- Holzarbeitsplatten: Kein Chlor; bei Bedarf mit mildem Spülmittel reinigen, bei Flecken feiner Schleifgang und Nussöl zur Versiegelung.
Alternative Produkte, die oft praktischer sind
Für viele tägliche Aufgaben reichen gezielte Spezialreiniger: alkalische Fettlöser für Backöfen, Enzymreiniger für Abflüsse, 70% Alkohol für schnelle Desinfektion. Ökologische Marken wie Frosch sind bei vielen Deutschen beliebt, wenn Sie auf Duft und Umwelt achten. Wasserstoffperoxid (3%) ist eine weitere Option zur Desinfektion, die weniger korrosiv ist als Chlor, aber auch mit Vorsicht zu behandeln ist.
Mein Fazit aus der Praxis
Essig und Chlor haben klare Rollen: Essig für Kalk und leichte Reinigung, Chlor für echte Desinfektion. Die beste Küche ist nicht die mit einem einzigen Wundermittel, sondern die mit einem bewussten Plan: reinigen, gezielt desinfizieren, Oberflächen kennen. Und immer: Schutzbrille, Handschuhe und gute Lüftung — das unterschätzen viele.
Welche Lösung nutzen Sie zuhause? Teilen Sie Ihre Erfahrungen oder einen ungewöhnlichen Reinigungstipp in den Kommentaren — ich bin gespannt auf regionale Tricks aus Ihrer Küche.









