In einer Woche frisches Grün auf dem Teller — und das ohne Balkon oder Garten. Mikrogrün (Microgreens) ist kein Hipster-Gag mehr, sondern eine praktische Ergänzung für die Alltagsküche. Auf der Berliner Fensterbank oder in Münchener Altbauwohnungen liefern die kleinen Keimlinge Geschmack und Nährstoffe, die im Supermarkt oft fehlen.
Warum Mikrogrün? Kurz und knapp
Mikrogrün sind junge Keimlinge von Kräutern und Gemüsesorten, geerntet wenige Tage nach dem Austreiben. Sie enthalten pro Gramm oft mehr Vitamine, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe als ausgewachsene Pflanzen. Brokkoli-Microgreens zum Beispiel sind reich an Sulforaphan — ein Stoff, der in der Diskussion um gesunde Ernährung häufig genannt wird.
Was Sie brauchen — und was nicht
- Flache Schalen oder Anzuchtschalen (auch bei Bauhaus, Gartencentern oder online erhältlich)
- Gute Anzuchterde oder Kokos-Substrat
- Samen: Radieschen, Brokkoli, Sonnenblume, Erbse, Basilikum — regional erhältlich bei Bio-Läden wie Alnatura oder Saatgut-Anbietern wie Bingenheimer Saatgut
- Licht: Fenster mit Südlage sind ideal; bei schwachem Licht hilft eine kleine LED-Pflanzenlampe
- Schere, Sprühflasche, eventuell eine dünne Abdeckung (z. B. Klarsichtfolie) für die Keimphase

Schritt-für-Schritt: So starten Sie auf der Fensterbank
Sie brauchen keine Profi-Ausrüstung. Folgen Sie dieser einfachen Routine:
- Die Schale mit 2–3 cm Substrat füllen und leicht andrücken.
- Samen dicht, aber nicht übereinander, ausstreuen — keine Grabenkunst nötig.
- Mit einem feinen Nebel besprühen und die Schale abdecken, bis die ersten Keimlinge kommen (2–4 Tage).
- Abdecken entfernen, regelmäßig lüften und täglich leicht gießen.
- Bei 7–14 Tagen (je nach Sorte) mit einer Schere knapp über der Erde ernten.
Welche Sorten lohnen sich besonders?
- Radieschen: Scharf, knackig, schnell (5–7 Tage)
- Brokkoli: Gesund, leicht scharf, besonders reich an Sulforaphan
- Sonnenblume: Nussig, sättigend, großblättrig
- Erbsen: Süß, gut für Smoothies und Sandwiches
- Basilikum & Kresse: Aromatisch, perfekte Garnitur
Typische Fehler — und wie Sie sie vermeiden
Ein paar Stolperfallen habe ich selbst durchprobiert, bevor alles lief:
- Schimmel: Meist durch zu viel Wasser oder schlechte Luftzirkulation. Dünner gießen, öfter lüften.
- Spargeln (durchsichtig, lange Halme): Zu wenig Licht. Schale näher ans Fenster oder LED nutzen.
- Zuviel Dünger: Nicht nötig bei Mikrogrün — das Substrat liefert genug Nährstoffe für die kurze Wachstumszeit.
Praktische Nutzung in der Küche
Microgreens sind vielseitig: als Topping auf Suppen, im Rührei, auf Brot oder als schneller Salat. Ein persönlicher Tipp: Frisch geschnittene Radieschen-Microgreens geben einem einfachen Butterbrot sofort Biss und Würze — besser als so manche Fertig-Würze.

Nachhaltigkeit und Kosten
Mikrogrün ist ressourcenschonend: wenig Fläche, kurze Wachstumszeit, oft Bio-Samen verfügbar. Selbst bei begrenztem Platz amortisiert sich der Aufwand schnell — Sie sparen Wege zum Supermarkt und können saisonunabhängig frisches Grün ernten.
Fazit
Mikrogrün auf der Fensterbank ist praktisch, schnell und überraschend wirkungsvoll fürs Alltagsessen. Es braucht nicht viel Equipment, bringt aber sichtbaren Geschmack und subtile Nährstoffvorteile. Starten Sie mit zwei Schalen — eine scharfe Sorte wie Radieschen und eine milde wie Sonnenblume — und probieren Sie verschiedene Kombinationen.
Haben Sie schon Mikrogrün getestet? Teilen Sie Ihre Erfahrungen oder Fotos in den Kommentaren — oder speichern Sie den Artikel als Erinnerung für Ihr erstes Mini-Beet auf der Fensterbank.









