Jedes Jahr passiert dasselbe: Wir bringen unsere Pflanzen ins Warme, gießen weiter wie im Sommer und wundern uns, warum die Blätter braun werden. Der einfache Trick, der das verhindert, ist nicht kompliziert — er widerspricht nur der Intuition. Wenn Sie ihn anwenden, überstehen Grünlinge die dunkle Jahreszeit deutlich besser.
Die Kernidee: Winter = Ruhe, nicht Dauerbetrieb
Die meisten Pflanzen legen im Winter eine Ruhephase ein. Viele Hobbygärtner behandeln sie trotzdem wie im Wachstum: wärmer, heller, mehr Wasser. Dabei brauchen die meisten Arten genau das Gegenteil — kühlere Temperaturen, weniger Wasser und vor allem: Ruhe.
Warum das so ist? Pflanzen reduzieren in der kurzen Tageslichtzeit ihren Stoffwechsel. Bei warmer Heizungsluft bleibt er künstlich hoch, die Pflanze verbraucht Reserven und wird anfälliger für Schädlinge und Pilze.
Konkrete Temperatur- und Lichtwerte
- Zimmerpflanzen mit tropischer Herkunft (Monstera, Calathea): am besten 12–18 °C, nicht unter 10 °C.
- Sukkulenten und Kakteen: bevorzugen 5–12 °C und sehr sparsame Wassergaben.
- Blühende Kübelpflanzen (Oleander, Lorbeer): mögen 5–10 °C zur Ruhe.
Wenn Sie keinen unbeheizten Keller haben: ein kühler Flur, das Gästezimmer oder ein helles Treppenhaus können gute Winterquartiere sein. In Städten wie Berlin oder Hamburg finden sich oft günstige Angebote für Pflanzenlagerung in Gemeinschaftsflächen — fragen Sie im Kiez nach.

Der Fehler, den fast alle machen — und die einfache Korrektur
Fehler: Pflanzen kommen ins Zimmer, stehen am Fenster über einer warmen Heizung und werden regelmäßig besprüht oder gegossen. Ergebnis: schneller Pilzbefall, Blattfall, Wurzelprobleme.
Trick: Senken Sie die Temperatur und reduzieren Sie das Gießen drastisch. Gießen Sie nur, wenn das Substrat angetrocknet ist — aber dann durchdringend, nicht nur benetzen. Dünger ab November aussetzen. So simulieren Sie die natürliche Ruhephase.
Praktische Winterpflege — Schritt für Schritt
- Standortwahl: hell, aber kühl. Fensterbank über Heizkörpern meiden.
- Gießen: Fingerprobe statt Zeitplan. Bei Mediterranen Pflanzen reicht oft alle 3–6 Wochen ein gründliches Gießen.
- Luftfeuchte: trockene Heizungsluft vermeiden — Gruppenbildung oder eine Schale mit Wasser auf der Heizung helfen.
- Kontrolle: einmal pro Woche kurz auf Schädlinge und faulende Stellen prüfen.
- Keine Umtopf-Aktion: Wurzeln benötigen Ruhe — nicht umtopfen, nicht düngen.
Für Balkon- und Terrassenpflanzen
Topfpflanzen draußen reagieren anders als im Boden: sie frieren schneller aus. Statt sie komplett ins Warme zu holen, ist eine oft bessere Lösung ein geschützter Stellplatz nahe Hauswand, mit Luftpolsterfolie um die Töpfe oder einem Vlies (erhältlich bei OBI, Bauhaus oder Dehner). Mulchen Sie die Oberfläche mit Rindenmulch — das schützt die Wurzeln vorm Durchfrieren.

Beispiele aus der Praxis
Bei mir hat es geholfen, die Balkon-Oliven an einen kühlen, hellen Abstellraum zu stellen und nur alle drei Wochen zu gießen. Die Pflanzen behielten ihre Blätter statt sie im warmen Wohnzimmer zu verlieren. Auch Nachbarn bei Pflanzen-Kölle bestätigen: weniger Wasser, kühler Standort — bessere Überwinterung.
Schnelle Fehlerdiagnose
- Weiche, braune Stellen am Stamm/Blättern = mögliche Überwässerung / Pilz.
- Blattverlust, aber keine Flecken = zu warm, zu dunkel, oder zu häufig gegossen.
- Gelbe Blätter am unteren Ende = natürliche Blattreduktion in Ruhe, kein Grund zur Panik.
Wenn Sie unsicher sind: schneiden Sie nur abgestorbene Teile ab, behandeln Sie nicht prophylaktisch mit Chemie und geben Sie der Pflanze erst eine Ruhephase mit weniger Eingriffen.
Zum Schluss
Der einfachste Rat bleibt: weniger Aktion, mehr Beobachtung. Pflanzen im Winter brauchen vor allem Ruhe, eine kühle Ecke und gezieltes Gießen. Es fühlt sich ungewohnt an, nichts zu tun — aber gerade dieses „Nichtstun“ rettet oft ganze Bestände.
Haben Sie eine Winter-Überlebensgeschichte mit Ihren Pflanzen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen oder stellen Sie Ihre Fragen — ich antworte gern.









