Viele denken bei Dezember zuerst an Glühwein und Schnee — Gießen fällt fast überall aus dem Bild. Dabei kann gerade der späte Herbst und der Dezember für Bäume, Hecken und Balkonpflanzen die kritischste Zeit werden. Trockenheit, Wind und wärmere Phasen wechseln sich ab; wer jetzt falsch handelt, verliert Pflanzen im Frühjahr.
Warum Gießen im Dezember Sinn macht
Das Paradoxon: Es kann kalt genug sein, damit der Boden friert, und zugleich zu trocken für die Pflanzen. Immergrüne wie Buchs, Rhododendron oder Koniferen verlieren im Winter Wasser über ihre Blätter oder Nadeln — die Wurzeln aber sind durch Frost in ihrer Aufnahmefähigkeit eingeschränkt. Ergebnis: Wintertrockenheit oder „Winterverbrennung“.
Was viele übersehen
- Neu gepflanzte Bäume und Sträucher sind verwundbar — ihre Wurzelentwicklung ist noch schwach.
- Starker Wind und Sonnenschein an frostfreien Tagen treiben die Verdunstung an.
- Wenig Schneefall schützt nicht vor Austrocknung; Schnee wirkt als natürliche Isolierung.
- Gießfehler: zu flaches Gießen nützt nichts, zu spätes Gießen schadet bei Nachtfrost.
Praktische Schritte — so gießen Sie richtig
Keine Theorie, nur Praxis: So bringe ich meine Gärten durch den Dezember.

- Kontrolle zuerst: Stechen Sie mit einer Kelle oder dem Spaten 10–20 cm in den Boden. Fühlt er sich feucht an? Dann nichts tun.
- Gießen bei frostfreien Tagen: Idealerweise mittags, wenn das Wetter stabil über 0 °C liegt. Vermeiden Sie Gießen bei Nachtfrost oder wenn Minusgrade zu erwarten sind.
- Tief statt flach: Einmal ordentlich und langsam gießen, damit das Wasser in die Wurzelzone gelangt. Für frisch gepflanzte Hecke ca. 10–20 Liter pro Pflanze, für junge Bäume 20–50 Liter — je nach Größe.
- Langsam geben: Nutzt eine Gießkanne oder einen Gießring; starke Schwallgüsse verpuffen oberflächlich.
- Mulchen: Eine Schicht Kompost oder Rindenmulch (5–10 cm) hält Feuchtigkeit und schützt vor Frost. Floragard-Produkte oder regionale Komposte von Ihrem Gartencenter (z. B. OBI, Hornbach) sind praxiserprobt.
Tools, die den Unterschied machen
Sie brauchen keine Profi-Ausstattung. Ein paar Dinge sind aber praktisch und kosten nicht die Welt:
- Gießkanne mit breiter Tülle — für langsames, gezieltes Gießen.
- Gießring oder Bewässerungsring für Bäume — verteilt Wasser am Stammgrund.
- Frostschutzvlies für empfindliche Kübelpflanzen (im Norden gern „Moin“ empfehlen Gartencenter wie OBI).
- Reservoir oder Regentonne — Regenwasser ist für Pflanzen sanfter als hartes Leitungswasser.
Sonderfälle: Balkon, Rasen, Topfpflanzen
Balkonkästen und Kübel trocknen in kalten Wintern besonders schnell aus, weil die Erde weniger Volumen hat. Regel: Prüfen und bei Bedarf gießen an frostfreien Tagen. Rasen braucht im Dezember in der Regel kein Wasser — außer Sie hatten längere Dürre und keinen Schnee.
Wann besser nicht gießen
Wenn der Boden durchgehend gefroren ist, bleibt das Wasser an der Oberfläche stehen und schadet mehr als es nützt. Auch direkt vor einem kalten Einbruch (wenn plötzliche Minusgrade kommen) sollten Sie nicht gießen — das gefrierende Wasser kann Wurzeln schädigen.

Ein regionaler Tipp
In Städten wie Berlin oder München sind Mikroklima-Effekte spürbar: weniger Schnee, mehr Wind in Straßenschluchten. Ich habe gute Erfahrung mit einer Kombination aus frühzeitiger Mulchauflage und punktuellem Gießen — besonders bei Neupflanzungen entlang der Allee. Bei uns im Süden hat sich zudem ein dünner Schutz aus Schilfrohrmatten bewährt.
Mein kleiner „Wow“-Fakt
Viele unterschätzen, dass Pflanzen nicht nur bei Hitze Wasser brauchen. Gerade das stille Dursten im Winter ist Schuld an überraschenden Verlusten im Frühjahr — oft sieht man die Ursache erst, wenn es zu spät ist.
Probieren Sie die Kontrolle mit der Handprobe: Wenn die Erde in 10 cm Tiefe noch bröselig statt lehmig-feucht ist, dann gießen. So simpel, so wirksam.
Haben Sie eigene Tricks für den Wintergarten oder eine Horror-Story vom Dezemberverlust? Schreiben Sie’s in die Kommentare — ich sammele die besten Praxis-Tipps für eine Fortsetzung dieses Artikels. Teilen lohnt sich, wenn Sie Freunde mit Pflanzen retten wollen.









