Im Winter machen die meisten Hobbygärtner einen klassischen Fehler: Sie gießen weiter wie im Sommer — und wundern sich, warum Blätter gelb werden oder Wurzeln faulen. Tatsächlich verändert sich das Wasserbedürfnis Ihrer Pflanzen dramatisch, sobald Licht, Temperatur und Luftfeuchte anders sind. Ich schreibe das nicht als perfekte Anleitung, sondern aus eigener Erfahrung: viele meiner Pflanzen haben mir anhand vergammelter Wurzeln beigebracht, dass weniger oft mehr ist.
Warum wir im Winter oft danebenliegen
Der Kern des Problems ist simpel: Pflanzen nehmen bei weniger Licht und kühleren Temperaturen viel weniger Wasser auf. Gleichzeitig verdunstet in beheizten Wohnungen oft mehr Wasser aus der Luft, sodass man das Gefühl hat, alles sei trocken — inklusive der oberen Erdschicht.
- Weniger Photosynthese = geringerer Wasserverbrauch.
- Warme, trockene Heizungsluft täuscht trockenen Boden vor.
- Die obere Erdschicht kann schnell trocken wirken, während darunter noch Feuchte steht.
Häufige Fehler — und wie sie Ihre Pflanzen wirklich schädigen
Ich sehe immer wieder dieselben Situationen in Wohnungen, Märkten wie Obi oder Dehner und in meinen eigenen Regalen:

- Gießen nach Gefühl: Topfoberfläche trocken → sofort gießen. Ergebnis: Staunässe unten.
- Gleichbleibender Timer: Jede Woche dieselbe Wassermenge, unabhängig von Licht oder Temperatur.
- Kalte Leitungswasser-Schocks: Bei manchen Arten führt das zu Blattverlust.
Wie Sie im Winter richtig gießen — praktisch und ohne Panik
Das ist mein erprobtes Vorgehen, das auch in kleinen Wohnungen funktioniert:
- Prüfen, nicht raten: Stecken Sie den Finger 3–5 cm in die Erde oder verwenden Sie ein Feuchtigkeitsmessgerät.
- Weniger, aber gründlicher: Lieber seltener durchdringend gießen als täglich kleine Schlücke.
- Gleichmäßige Temperatur: Verwenden Sie lauwarmes Wasser, keine eiskalten Güsse.
- Gute Drainage: Stellen Sie sicher, dass überschüssiges Wasser abfließen kann.
Konkrete Zahlen — Orientierungshilfe
Je nach Art kann der Wasserbedarf im Winter um 30–70 % sinken. Zimmerpflanzen wie Grünlilie, Sansevieria oder Kakteen brauchen fast kaum Wasser; Farne oder tropische Pflanzen durchaus etwas mehr, aber deutlich weniger als im Sommer.

Tipps nach Pflanzentyp
- Fettige/Sukkulente (Aloe, Echeveria): Tauchen Sie den Topf selten, lieber komplett austrocknen lassen.
- Blattpflanzen (Monstera, Philodendron): Prüfen Sie Feuchte regelmäßig; gießen, wenn der obere Zentimeter trocken ist.
- Farne & tropische Arten: Höhere Luftfeuchte, aber weniger Gießen; Nebelduschen sind oft besser als Bodengüsse.
Wann sofort handeln?
Gleich handeln, wenn Sie diese Symptome sehen:
- Weiche, schwarze Wurzeln beim Umtopfen → zu viel Wasser, Wurzelfäule wahrscheinlich.
- Gelbe Blätter vom Stiel aus → ständige Staunässe.
- Braune Blattspitzen bei ansonsten feuchtem Boden → trockene Heizungsluft, nicht zwangsläufig Gießfehler.
Praktische Extras, die oft übersehen werden
- Topfgröße prüfen: Zu große Töpfe halten zu viel Wasser — lieber einen Nummer kleiner.
- Drainageschicht: Blähton oder Kies unten hilft, aber ersetzt keine richtige Drainage.
- Düngung pausieren: Im Winter weniger düngen, das reduziert Wasserbedarf und Zellaufbau.
Ich habe gelernt, dass Pflanzen nicht stur nach Kalender gegossen werden wollen. Sie reagieren auf Licht, Temperatur und Ihre Wohnungssituation — nicht auf Ihre guten Absichten. Probieren Sie die Fingerprobe oder ein günstiges Messgerät; das spart Nerven, Zeit und oft auch einen Topf voller Erde.
Welche Pflanze bereitet Ihnen im Winter am meisten Sorgen? Schreiben Sie in die Kommentare — ich teile gern konkrete Tricks für die häufigsten Kandidaten.









